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Utopie 1 offline, Visarte Zentralschweiz

Text zur Ausstellung

Visarte Zentralschweiz, Off line Für die Ausstellung «Utopie: offline» der Visarte Zentralschweiz in der Kornschütte Luzern möchte der Künstler Philipp Ehgartner, (geb. in Luzern, 09.01.1969, lebt und arbeitet in Zürich) zwei eigens dafür entstandene Malereien mit dem Titel Off Painting präsentieren.

Mit dem Nicht-Verbunden oder erreichbar zu sein, keine Daten zu empfangen und keine Verbindung herstellen zu können, assoziiert Philipp Ehgartner in seiner komplett abstrakten Malerei die Befreiung von der Illusion der Realität. In den beiden Bildern ist sämtlicher gesellschaftlicher Bezug «offline» geschaltet, keine Darstellung eines bestimmten Motives oder Objektes ist erkennbar. Jegliche graphische, geometrische Figuration auf der Bildfläche, jegliche Gestaltung des Bildfeldes tritt zurück. Stattdessen versucht der Künstler die Aufmerksamkeit auf das pure Farbelement, die emotionale Kraft der Farbe, die Technik des eigenen Gestus und die rein optische Wirkung der Malerei zu lenken. Er wenden sich ab von den traditionellen Regeln der Komposition und kreiert eine Malerei, die sich thematisch wie inhaltlich auf sich selbst bezieht – in Frank Stellas Worten: «What you see is what you see.». Durch die Reduktion, Sublimierung und das Löschen des Bildereignisses führt dies zu einer veränderten Wahrnehmung und unmittelbaren Bilderfahrung. Es lädt zu einer geradezu meditativen Versenkung in den Farbraum ein.

Lässt sich Räumlichkeit im Zweidimensionalen auch anders als durch perspektivische Darstellung und optische Täuschung bewirken? Wie schaffen Flächen, Farben und Formen einen tatsächlichen, realen und nicht illusionistisch erzeugten Bildraum? In diesem Sinne sollen sich die Gemälde im Ausstellungsraum wie eine utopische Insel im Ozean präsentieren. Als Materialien werden Dispersion, Pigment, Epoxidharz auf Baumwolle verwendet. Die beiden Leinwände werden ca. 130cmx180cm gross sein und wie ein Diptychon dem architektonisch starken Raum entgegenwirken. Philipp Ehgartner möchte die zwei Leinwände an dünnen Stahlseilen gegeneinander, rectro verso, installieren und lässt sie mit nur wenig Abstand über den Boden im Raum schweben. Es gibt keine klare Vorder- oder Rückseite mehr. Für den Betrachter entsteht dadurch die Möglichkeit, sich um die Kunstwerke zu bewegen. Die Leichtigkeit, mit der die Werke frei zu schweben scheinen, steht im Gegensatz zur Bildgrösse, der enormen Leuchtkraft der verwendeten Farben (Bordeaux und Purpur) und dem sakral wirkenden Ausstellungsraum.

Das Bezaubernde an Off Painting ist die Gleichzeitigkeit einer radikalisierten, einfachen Bildaussage und der Sinnlichkeit des Suchens nach dieser Einfachheit. Diese Sinnlichkeit spiegelt sich nicht nur in dem vielschichtigen fast bis zum Bildrand lasierenden Farbauftrag, sondern auch durch die Spuren der künstlerischen Geste in der pastösen Struktur. Zudem sind die Farbränder eher dilettantisch und in naiver nicht perfekter Art gestaltet, übersät mit Farbspritzern in der Bildfläche. Diese Struktur schafft Ehgartner durch eine selbsthergestellte Lösung aus Leuchtpigment mit einer Terpentin-Leinöl-Lösung und die Verwendung von Dispersion und Epoxidharz auf Baumwolle. Die Wirkung des Bildes auf den Betrachter ist von der Klarheit und Kraft der Farben geprägt, weshalb Ehgartner sich speziell und bewusst für die kräftigen Leuchtfarben Bordeaux und Purpur entschieden hat. Rot wird stets mit Dynamik, Willensstärke, Glück und Liebe in Verbindung gebracht, während Purpur zu den ältesten Textilfarbstoffen zählt, welche oft Herrschern, Königen, Priestern und wichtigen Persönlichkeiten vorbehalten war, da die Gewinnung des Farbstoffes aufwendig und mit enormen Kosten verbunden war. Purpur steht heute noch als Symbol für Würde, Spiritualität und als Begriff für Macht, Reichtum und Luxus. Mit den aggressiven Farben zwingt der Künstler die Betrachter sich mit dem Raum und dem Gegebenen zu identifizieren. Wichtig ist die Wahrnehmung des ortsspezifischen Bildes, das als ein Gemälde und nicht nur als eine Sammlung von Objekten im dreidimensionalen Raum betrachtet werden sollte. Vielmehr sollte die Szene im eigentlichen Raum als ein Bild mit Tiefe und Volumen wahrgenommen werden.

Patricia Bianchi, freischaffende Kuratorin und Publizistin, November 2018, Zürich

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